Begonnen wird die Reise in London – und zwar im Reform Club, den es tatsächlich gibt, der allerdings nicht den Anschein macht, als könne man da so einfach hineinspazieren wie in die Museumscafeteria.
Das erste Gericht ist dann auch gleich entsprechend nobel und wird in 5 Gänge unterteilt. Den letzten Gang – einen Tee – substituieren wir auch gleich ganz weltmännisch durch ein Glas französischen Rotwein, welches wir wiederholt gleich beim Kochen trinken. Ich bin nicht so der „schwarze Teetrinker“.
Beim Einkauf der Zutaten wird auch recht schnell die Exklusivität des Londoner Clubs hervorgehoben. Nämlich genau zu dem Zeitpunkt an dem man an der Fischtheke die erforderliche Seezunge ordert. Diese Zungen kosten derzeit 60€ pro Kg und bewegen sich damit auf dem Preisniveau von erlesenem argentinischem Rinderfilet (das Projekt drohte an diesem Punkt bereits zu scheitern – die Fleischtheke befindet sich ja gleich nebenan). Aber als Weltreisender auf den Spuren von Herrn Fogg lässt man sich von solch banalen Dingen natürlich nicht beirren – ebenso wenig wie von der Tatsache, das es quasi unmöglich ist, Mitte Januar den für Gang 4 benötigten Rhabarber käuflich im Supermarkt zu erwerben.
Da wir ja den Tee schon weglassen wollen haben wir bei den „Crumbles“ kurzerhand auf Pflaumen umgeschwenkt – das schien mir halbwegs akzeptabel. Herr Fogg würde das sicher auch verstehen.

Die wichtigsten Zutaten liegen schonmal auf dem Operationstisch

diese ausgefeilte Kochtechnik taufen wir kurzerhand Ampelschnippeln – grün, gelb, rot…
Bei der Lektüre des Kochkompendiums stolpert man unweigerlich über diverse Fachtermini wie z.B. pochieren oder sautieren…
Gut, wenn man da eine Hausbibliothek in der Hinterhand hat (man kann es aber auch unstylisch im Internet suchen)

Die Teubner Küchenpraxis – nicht billig, aber immer für eine solide Erklärung gut

selbstgemachter Gemüsefond

der sündhaft teure Fisch benimmt sich recht platzsparend auf dem Teller

sautierte Pilze und das Roastbeef

Hier sollte eigentlich der Rhabarber rein – die Pflaum gingen aber auch

statt des Tee haben wir uns für einen gediegenen Aquavit entschieden
Das geplante Menü:
- Dover Sole ~ Seezungenfilets
- Cock’s Reading-Sauce
- Gegrilltes Roastbeef
- Sautierte Pilze
- Rhubarb Crumble ~ Pastete mit Rhabarberfüllung
- Tea aus Clubeigenen Pflanzungen
Unsere Erkenntnisse:
- Das Roastbeef haben wir nicht gegrillt sondern in einer Pfanne mit Deckel zubereitet. Die empfohlene Alufolienbehandlung haben wir weggelassen, würden das aber das nächste Mal wohl doch so probieren.
- Das Fleisch möglichst dünn schneiden
- Die Seezunge ordentlich würzen – die Sahne haben wir vergessen, fiel auch nicht weiter auf
- Das mit den Pflaumen geht wohl auch – aber definitiv weniger Zucker nehmen. Das ganze war viel zu süß (lag vielleicht aber auch an den Pflaumen)
- Temperaturen und Zeiten (so sie denn überhaupt angegeben sind) sollte man nicht ganz so genau nehmen
Unter dem Stichwort Kulinarium habe ich eine Karte hinterlegt, auf der man die Reise geografisch verfolgen kann.